Deutschböhmische Ausstellung Reichenberg 1906







Als sich 1906 die Pforten des frisch fertiggestellten großen Ausstellungsgeländes oberhalb der ebenfalls neuen Reichenberger Talsperre öffneten, ahnten die Veranstalter der Deutschböhmischen Ausstellung Reichenberg 1906 nicht, dass es sich hierbei um das größte Ausstellungsprojekt der Stadt handelte, das keine Fortsetzung mehr finden sollte. Trotz der langjährigen Tradition der Reichenberger Ausstellungsmessen, deren Geschichte in die frühen 1920er Jahre fällt, wurde eine vergleichbare Schau in der Stadt unter dem Jeschken nie wieder organisiert.

Heute, 110 Jahre später, lässt sich der tatsächliche Umfang der Ausstellung nur erahnen. Innerhalb eines Jahres wurden Dutzende von Pavillons mit teilweise enormen Ausmaßen errichtet, die einen Überblick über Industrie, Handwerk, Kunst, Landwirtschaft und alle nur denkbaren Branchen boten, die in den Regionen der „Reichen Sudeten“ mit ihrer überwiegend deutschsprachigen Bevölkerung prosperierten.

Das gemeinsame Projekt der Regionalgalerie Liberec und des Nordböhmischen Museums in Liberec rekapituliert und interpretiert im Rahmen der Ausstellung und ihrer gleichnamigen Begleitpublikation Entstehung, Verlauf, historischen Kontext und Widerhall dieser einzigartigen Veranstaltung, die den Horizont der Stadt Reichenberg weit überschritt und das ganze damalige Deutschböhmen beeinflussen sollte.

Die Präsentation in der Regionalgalerie Liberec stellt fast 80 wieder aufgefundene Kunstwerke vor, die auf der Ausstellung 1906 in einem eigenen Pavillon, dem von dem Architekten Josef Zasche entworfenen Kunsthaus, gezeigt wurden. Viele dieser Gemälde, Plakate, Zeichnungen und Grafiken waren für die Sammlungen der damaligen Modernen Galerie (heute Nationalgalerie in Prag) angekauft worden, wo sie sich bis heute befinden. Es handelt sich um Werke von Künstlern, die zur vergessenen und übersehenen Generation gehören. Die Werke gehen von den Traditionen des 19. Jahrhunderts aus und folgen eindeutig den zeitgenössischen künstlerischen Richtungen, z. B. dem Symbolismus; vor allem aber belegen sie eine Orientierung an der Münchner und Wiener Malerei der Jahrhundertwende. Die Präsentation im Nordböhmischen Museum umfasst architektonische Pläne und Fotografien der Ausstellungsgebäude, die auf dem großen Ausstellungsgelände zwischen der heutigen Hus-Straße (Husova) und der Reichenberger Talsperre errichtet wurden. Dem Besucher sollen die kulturhistorischen Zusammenhänge nahegebracht und vielfältiges Werbematerial für die Ausstellung sowie authentische Exponate aus den Bereichen Industrie und Kunstgewerbe gezeigt werden. Weiter zu sehen sind die damalige Gestaltung des großen Ausstellungssaals des Museums anlässlich des Besuchs von Kaiser Franz Joseph I., einzigartige Exponate aus dem Vermächtnis des Barons Heinrich Liebieg, Originale aus der damaligen Reichenberger Musikausstellung sowie die damals installierte Tuchmacherstube.



Vernissage 16. 6. 2016 16:30 Severočeské muzeum v Liberci / Nordböhmisches Museum in Liberec
17:30 Oblastní galerie Liberec / Regionalgalerie Liberec

Severočeské muzeum v Liberci / Nordböhmisches Museum in Liberec
bis 11. September 2016 täglich außer montags von 9:00 bis 17:00, mittwochs bis 18:00 Uhr

Oblastní galerie Liberec / Regionalgalerie Liberec
bis 18. September 2016, täglich außer montags von 10:00 bis 17:00, donnerstags bis 19:00 Uhr

Sonderführungen in tschechischer, so wie auch deutscher Sprache am 10. 9. zum Tag des europäischen Denkmals, die Uhrzeit wird noch bekanntgegeben





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